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Arthrose

Aus Pferdewiki

Arthrose beim Pferd

Arthrose ist eine degenerative Gelenkerkrankung bei Pferden (Verschleißerkrankung). Der Knorpel zwischen den Knochen ist eine elastische Masse und er sorgt für eine gute Stoßdämpfung beim Laufen. Die Knorpelschicht besteht aus Wasser, Kollagenfasern und aus Zuckereiweißen. Wenn der Knorpel abgenutzt ist, kann dies zu Entzündungen führen. Der Knorpel selber hat keine Nerven und kann deshalb auch nicht schmerzen, jedoch die Gelenkschleimhaut fühlt sich schmerzhaft an.

Der Knorpel ist bei Arthrose in seiner Funktion stark eingeschränkt durch Abnutzung oder ein Trauma. Von einem Verschleiß durch Abnutzung ist zunächst der Knorpel betroffen, später folgen dann Veränderungen am Knochen. Dies führt oft zu Entzündungen der Gelenke. Das Pferd leidet an Bewegungsstörungen und kann zum Beispiel lahmen. Schmerzen stellen sich meistens ein und das Pferd kann bewegungsunwillig werden. Der Gang des Pferdes kann stumpf und klamm wirken. Wendungen werden meist nur sehr ungern ausgeführt. Viele Pferde benötigen eine Weile bis sie sich einlaufen. In seltenen Fällen werden Pferde unbrauchbar für den Pferdesport.

Nach heutiger wissenschaftlicher Sicht ist Arthrose nicht heilbar, man kann diese Erkrankung dennoch lindern. Ein Knorpelaufbau gelingt mit chemischen oder pflanzlichen Mitteln nicht, aber man kann durch die richtige Haltung, Fütterung, Gymnastizierung und der Gabe mit entsprechenden Mitteln dafür sorgen, dass das Pferd mehr Lebensqualität erhält.

Ursachen bei Arthrose

Bei der Arthrose kommen folgende Ursachen in Frage:

  • Seltene oder nicht fachgerechte Hufpflege,
  • Fehlstellungen der Gliedmaßen (Zum Beispiel X-beinige oder O-beinige Stellung, kuhhessige oder säbelbeinige Stellung, etc.),
  • Fehl- oder Überbelastung durch das Reiten,
  • mangelndes Warmreiten am Anfang einer Reitstunde oder eines Ausrittes,
  • Stoffwechselstörungen (insbesondere der Leber),
  • Fehlernährung (zum Beispiel Calcium- oder Vitamin D-Mangel, Übersäuerung),
  • extrem schwache Muskulatur durch zu wenig Bewegung und dadurch entstandene Wirbelfehlstellungen, Hüftfehlstellungen oder anderen Gelenkfehlstellungen,
  • Unfälle und Stürze, etc.

Die phytotherapeutische Behandlung bei Arthrose

  • Bei starken Entzündungen, Schwellungen und Arthroseschmerzen, haben sich äußerlich feuchte Umschläge mit Zinnkraut-und Süßholzwurzel-Tee bewährt. Ein Angußverband, der tagsüber oder nachts einwirken kann, kann hier schnell eine Schmerzlinderung bringen. Für den Tee berechnet man mindestens 50 Gramm Zinnkraut und 50 Gramm Süßholzwurzel für 0,5 Liter Wasser. Den Tee mindestens 10 Minuten ziehen lassen, besser ist es sogar, wenn er mehrere Stunden ziehen kann. Der Tee ist im Kühlschrank 3 Tage haltbar ohne Konservierungsmittel. Man kann zum Konservieren auch 250 ml naturreinen Apfelessig zum Tee geben, dann ist der Tee längere Zeit haltbar. Auch Apfelessig hat bei Arthrose einen heilenden Effekt, da er äußerlich angewandt, zusätzlich entzündungshemmend und gut schmerzlindernd wirkt.
  • Innerlich kann man dem Pferd Teufelskrallenwurzel geben. Täglich 20-30 Gramm der Wurzeln verfüttern, je nach Größe des Pferdes. Diese Wurzelkur gibt man ungefähr sechs bis zwölf Wochen lang, drei- bis viermal im Jahr, oder nach Bedarf. Teufelskrallenwurzel ist stark entzündungshemmend, abschwellend und leicht bis mittelstark schmerzstillend. Die Wurzel schmeckt etwas bitter, deswegen sollte man sie am Abend in circa 50 ml kalten Apfelsaft einlegen (= Kaltauszug). Am nächsten Tag werden die Wurzeln und der Apfelsaft zusammen mit dem gewohnten Futter verfüttert. Die Wurzeln saugen sich über Nacht mit dem süßen Apfelsaft voll und werden dadurch außerdem besser verdaulich, weil sie dann deutlich weicher werden. Auch in dem Apfelsaft befinden sich dann die gesunden Stoffe der Teufelskrallenwurzel, dieser sollte deswegen unbedingt mit ins gewohnte Futter gemischt werden. Diese Wurzel enthält verdauungsfördernde Bitterstoffe, man sollte sie deshalb nicht langfristig anwenden, da Bitterstoffe die Magenschleimhäute reizen können. Teufelskrallenwurzel darf nicht angewendet werden bei Magengeschwüren!
  • Bei Arthrose-Erkrankungen können auch Hagebutten mit Kernen gegeben werden. Bei leichter bis mittelstarker Arthrose-Symptomatik hat sich die Hagebutte bewährt. Die Hagebutte ist sehr magenfreundlich und kann auch dauerhaft verfüttert werden. Sie sollte jedoch mindestens für zwei Monate verabreicht werden. Hagebutten sind auch gut kombinierbar mit Teufelskrallenwurzel oder anderen Kräutern oder Wurzeln. Bei sehr starken Arthrose-Problemen sollte die Hagebutte grundsätzlich mit der Teufelskrallenwurzel gegeben werden, da die Hagebutte bei starker Arthrose als alleiniges Mittel deutlich zu schwach ist. Die Hagebutte ist ein sehr gutes Basismittel bei allen Gelenkerkrankungen mit sehr guter Verträglichkeit. Pro Tag und Pferd gibt man 20-30 Gramm Hagebutten mit Kernen, je nach Größe des Pferdes. Hagebutten werden von fast allen Pferden sehr gerne gefressen. Da die Hagebuttenschalen und die Hagebuttenkerne recht hart sind, werden sie von manchen Pferden schlecht verdaut. Man kann sie über Nacht in 100 ml kaltes Wasser legen und am folgenden Tag das Wasser und die Hagebuttenfrüchte mit unter das gewohnte Futter mischen.
  • Ingwerwurzel kann ebenfalls an Pferde mit Arthrose gegeben werden. Die Wurzel ist entzündungshemmend für die Gelenke und besonders gut muskulaturentspannend. Da Ingwer Scharfstoffe enthält und diese die Magenschleimhäute reizen können, soll Ingwer nicht dauerhaft an Pferde gegeben werden. Die Ingwerwurzel wird als Kur für sechs Wochen oder maximal für mehrere Monate am Stück verfüttert. Wenn die Pferde die Ingwerwurzel nicht gerne fressen mögen, können sie anfangs in kleineren Mengen verabreicht werden. Man kann die Wurzeln auch über Nacht in 50 ml kalten Apfelsaft einlegen und am folgenden Tag die Wurzeln samt den Apfelsaft unter das gewohnte Futter mischen. Pro Tag werden circa 20-30 Gramm Ingwerwurzel verfüttert, je nach Größe des Pferdes.
  • Extrem gut ist bei Arthrose auch Weihrauchharz (Olibanum) innerlich als Pulver eingenommen. Weihrauchharzpulver ist extrem stark entzündungshemmend und mittelstark schmerzlindernd. Das Pulver des Harzes von dem Weihrauchstrauch ist besonders gut geeignet, wenn es fein vermahlen und nicht homöopathisch aufbereitet ist. Gegeben wird täglich 20-30 Gramm, je nach Pferdegröße und Beschwerdesymptomatik. Der Weihrauchharz sollte langsam angefüttert werden, damit die Pferde sich daran gewöhnen können. Gefüttert wird er kurweise für zum Beispiel sechs Wochen, oder auch dauerhaft, dann allerdings in einer etwas niedrigeren Dosierung. Der Weihrauchharz schmeckt äußerst streng, viele Pferde verweigern ihn. Deswegen sollte man anfangs nur eine kleine Menge ausprobieren. Das Weihrauchharzpulver kann man mit 30 ml kalten Apfelessig vermischen, dies neutralisiert den Geschmack.
  • Außerdem sollte zusätzlich die Leberfunktion gestärkt werden, da die Leber ein sehr wichtiges Stoffwechselorgan ist und dies besonders wichtig für gesunde Gelenke ist. Einem Pferd können täglich 30 Gramm Löwenzahnwurzel, Löwenzahnblätter oder 30 Gramm Mariendistelkraut gegeben werden. Eine Kur sollte 6 Wochen andauern und mindestens zweimal im Jahr wiederholt werden.
  • Getrocknete Weidenrinde oder Mädesüßkraut (Spierkraut) sollte bei Arthrose nicht verabreicht werden, da die Salicylsäureverbindungen der Pflanzen im Körper eines Pferdes maximal eine Stunde aufrecht erhalten bleiben. Nach spätestens einer Stunde baut der Körper die Salicylsäure ab und der Wirkstoffgehalt im Körper reduziert sich so stark, dass der Wirkstoff nicht mehr wirksam ist. Korrekterweise sollte man dazu sagen: Dies wurde am Pferd untersucht mit dem isolierten Einzelwirkstoff Salicylsäure. Wie die Salicylsäure im Verbund mit sekundären Pflanzenstoffen im Pferdeorganismus aufgenommen wird und wie lange der Wirkstoffspiegel gehalten werden kann, ist im Zusammenhang nicht untersucht worden.
  • Vorbeugend kann dem Pferd dauerhaft das Grünmuschelextrakt als Pulver verfüttert werden. Das Grünmuschelextrakt kann täglich in einer Menge von circa drei bis fünf Gramm verfüttert werden, je nach Größe des Pferdes. Es ist sehr konzentriert und deswegen auch in kleinen Mengen sinnvoll. Es soll dafür sorgen, dass sich der Gelenkknorpel nicht weiter abbaut. Ein kompletter Knorpelaufbau ist mit diesem Extrakt jedoch nicht möglich. Grünmuschelextrakt ist kein Ersatz für Ingwerwurzel, Teufelskrallenwurzel oder den Zinnkraut/Süßholzwurzel-Tee, da diese Mittel nur kurzfristig gegeben werden und sehr stark und kräftig sind. Das Grünmuschelextrakt wird ausschließlich zur Vorbeugung bei Arthrose gegeben oder wenn man ein Voranschreiten der Arthrose verlangsamen möchte. Das Grünmuschelextrakt schmeckt und riecht nach Fisch, manche Pferde mögen dies nicht. Das Grünmuschelextrakt kann mit zwei Eßlöffeln voll Apfelessig vermischt werden, dies neutralisiert den Geschmack. Den Apfelessigbrei unter das gewohnte Futter mischen.
  • Kieselgur ist ebenfalls bei Arthrose geeignet. Kieselgur enthält viel Silicium für starke Knochen. Auch ein wenig Calcium und Magnesium ist darin enthalten. Es ist nicht ausreichend bei Arthrose ausschließlich Kieselgur zu geben. Vielmehr ist es ein Basismittel, welches für längere Zeit gegeben werden kann und mit anderen Kräutern oder Medikamenten als Ergänzung dient. Kieselgur ist nicht antientzündlich und abschwellend. Pro Tag werden 20- 30 Gramm verfüttert, je nach Größe des Pferdes. Kieselgur darf langfristig verabreicht werden.

Die Haltung, Pflege und Behandlung des Arthrose-Pferdes

  • Arthrose-Pferde sollten in Offenstallhaltung gehalten werden oder täglich acht Stunden Auslauf haben, da durch die Bewegung die Gelenkschmiere stetig läuft und somit weiteren Verschleiß der Gelenke nicht begünstigt.
  • Übermäßiges Training der Pferde sollte unterbunden werden. Regelmäßiges Reiten in sanftem Tempo ist durchaus wünschenswert, sofern das Pferd keine Schmerzen dabei hat und sich auch willig zeigt. Bei Tempo-Widersetzlichkeiten sollte man auf das Pferd Rücksicht nehmen.
  • 20-minütiges Warmreiten im Schritttempo sollte auch eingehalten werden, denn erst dann läuft die Gelenkschmiere vermehrt.
  • Alle sechs Wochen sollten die Hufe vom Hufschmied oder Hufpfleger geraspelt und ausgeschnitten werden, um Fehlstellungen der Hufe und somit auch der Gelenke zu vermeiden. Werden die Hufe dauerhaft nur alle drei Monate behandelt, kann sich eine Arthrose dadurch deutlich verschlechtern, da sich die gesamte Statik des Pferdes auf Dauer verändert und ungünstig auf erkrankte Gelenke auswirken kann. Dies ist ein schleichender Prozess, der manchmal nicht bemerkt wird. Insbesondere bei Pferden mit flachen Hufen und langen Zehen ist dies deutlich erkennbar (Flacher Huf= niedriger Trachtenbereich).
  • Ganz wichtig: Grundsätzlich mindestens einmal im Jahr einen Pferde-Osteopathen kommen lassen, der Wirbelblockaden, Hüftfehlstellungen, usw. korrigiert. Ohne diese Knochen-Korrekturen verstärkt sich Arthrose unweigerlich, da die gesamte Statik vom Skelett des Pferdes nicht mehr stimmig ist. Wirbelblockaden oder Knochenfehlstellungen entstehen leicht durch das Wälzen des Pferdes, durch ein schwache Muskulatur, durch Stürze, usw.

Die Fütterung bei Arthrose

  • Silage-Fütterung vermeiden. Insbesondere Maissilage enthält zuviel Phosphor. Dies fördert einen gestörten Knochenstoffwechsel. Lieber viel Heu verfüttern. Mit Getreidefütterung und Weizenkleie geizen. Diese enthält auch extrem viel Phosphor. Eingeweichte Rübenschnitzel oder Luzernencobs enthalten viel Calcium, die die Knochen zur Gesunderhaltung benötigen.
  • Kohlensaurer Futterkalk (= Ca Co 3) kann ergänzend hinzu gegeben werden zum Futter, da es extrem viel Calcium enthält. Man kann es zum Getreide oder zum Mash hinzu geben, falls man auf Getreidefütterung nicht verzichten möchte.
  • Eventuell ein calciumhaltiges und Vitamin D-haltiges Mineralfutter verfüttern, muss aber nicht sein, wenn die Fütterung insgesamt stimmig ist. Wenn Pferde im Winter überwiegend in der Box gehalten werden, sollte man auf jeden Fall Vitamin D verfüttern. Denn durch zu wenig Sonnenbestrahlung können Pferde einen Vitamin D Mangel aufweisen, deswegen ist gerade im Winter die Zufütterung wichtig.

Der Magenschutz bei Kräutergabe oder Medikamentenverabreichung

Bitte unbedingt beachten:

  • Wenn Pferde regelmäßig Medikamente oder Kräuter für Arthrose erhalten, können in manchen Fällen die Magenschleimhäute gereizt werden. Dann ist die Gabe von Flohsamenschalen sinnvoll. Flohsamenschalen dienen als Magenschutz und beruhigen einen gereizten Magen durch die darin enthaltenen Schleimstoffe. Flohsamenschalen werden mit Wasser für mindestens eine halbe Stunde eingeweicht oder sie werden kurz vor der Fütterung über das Futter gestreut, dann das Futter mit mindestens 0,5 Liter Wasser anfeuchten und anschließend gut umrühren. Pro Tag werden sechs Gramm Flohsamenschalen pro 100 kg Körpergewicht gegeben. Mindestens vier Wochen lang zum Futter geben, eventuell auch längere Zeit. Flohsamenschalen dürfen nicht bei Magen- oder Darmverschluß verfüttert werden (Darmverengung oder Magenverengung).
  • Falls die Flohsamenschalen als alleiniger Magenschutz nicht ausreichen, können zusätzlich Kanne Fermentgetreide verfüttert werden. Es enthält viele verdauungsfördernde Bakterien, die für einen zusätzlichen Magenschutz sorgen. Kanne Fermentgetreide wird für mindestens vier Wochen verfüttert. Pro Tag können 10 Gramm pro 100 kg Körpergewicht gegeben werden. Kanne Fermentgetreide wird mit Getreide hergestellt und enthält deshalb Gluten (Klebereiweiß).

Weitere Maßnahmen bei Arthrose

  • Kräuter, Wurzeln, Früchte oder Harze sind zumeist leicht bis maximal mittelstark schmerzlindernd. Sehr oft weisen sie gute entzündungshemmende oder auch abschwellende Eigenschaften auf und sie belasten üblicherweise auch nicht die Leber des Pferdes (bei Kräutern in Arzneibuchqualität, welche schadstoffkontrolliert sind). Wenn Pferde sehr starke Schmerzen haben, kann man zusätzlich (nach Absprache mit dem Tierarzt) für wenige Tage oder Wochen ein chemisches Schmerzmittel geben, damit sich das Pferd nicht zu sehr quält. Empfehlenswert sind bei starken Schmerzen auch immer eine zusätzliche äußerliche Behandlung mit Umschlägen oder Angußverbänden, dies bringt meist eine erhebliche Verbesserung und in vielen Fällen kann man dann auf die Gabe von langfristig eingesetzten chemischen Schmerzmitteln verzichten.
  • Blutegeltherapie soll bei Arthrose auch sehr gut sein. Blutegel geben entzündungshemmende, abschwellende und durchblutungsfördernde Stoffe ab, wenn sie sich an der Haut des Pferdes festsaugen. Die Blutegeltherapie sollte alle paar Wochen oder Monate durchgeführt werden, je nach Schweregrad der Arthrose. Viele Pferdehalter berichten von guten Ergebnissen durch die Blutegeltherapie, zudem ist sie einigermaßen preisgünstig und auch sehr gut verträglich für Pferde. Diese Therapie wird von Tierheilpraktikern, Tierphysiotherapeuten oder von Tierosteopathen durchgeführt.


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