Selektive Entwurmung

Bereits seit Anfang der 1990 er Jahre gab es unter einigen Parasitologen die Meinung, dass eine ständige, frequente ( zB 4 mal im Jahr ) Entwurmungsbehandlung von Pferden nicht der richtige Weg sein könnte. Man war damals und ist heute verstärkt dieser Meinung, da die schnelle Anpassungsfähigkeit ( Fähigkeit zur Resistenzentwicklung ) der Endoparasiten gegen die verwendeten Entwurmungsmittel ( Anthelmintika ) eine stetig voranschreitenden Abnahme der Effektivität der verwendeten Anthelmintika zur Folge hat. Dies bedeutet, dass die Entwurmungsmittel leider oftmals nicht mehr die Wirksamkeit haben, die die Pharmaindustrie suggeriert und die sich die Pferdebesitzer wünschen und versprechen.

Wie kam es überhaupt zum 4x im Jahr entwurmen und den damit verbundenen, voranschreitenden Resistenzentwicklungen?

Ende der 1950er / Anfang der 1960er Jahre waren die Großen Strongyliden die bekanntesten und für die Pferde die am meisten bedrohlichen Endoparasiten. Sie verursachten viele Koliken und oft auch Todesfälle. Ein Forscherpaar entwickelte damals unter Verwendung der damals auch erstmalig auf dem Markt erhältlichen Entwurmungen in Pastenform ein Art Schema zur Behandlung der Größen Strongyliden. Es lautete, viermal im Jahr das Pferd zu entwurmen. Über die Jahrzehnte bis in die 1980er Jahre war dieses Entwurmungsschema zur Behandlung der Großen Strongyliden so erfolgreich, dass diese weit zurückgedrängt werden konnten. Jedoch kamen in den 80ern immer mehr die Kleinen Strongyliden ( ein anderer Endoparasit ) als Gefahr für die Pferdepopulation auf... und sind es teilweise auch noch heute.

Jedoch verzichtete man damals darauf mehr oder weniger, ein neues Entwurmungsschema für diesen anderen Endoparasiten zu entwerfen und zu erproben. Vielmehr wurde das alte, erfolgreiche Schema zur Behandlung der Größen Strongyliden nahezu unhinterfragt nun auch für die Kleinen Strongyliden angewendet. Irgendwann wurde dann sprachgebrauchlich aus... Ich entwurme viermal im Jahr gegen die Großen Strongyliden ../ .. gegen die Kleinen Strongyliden.... der bekannte Begriff: ich entwurme mein Pferd viermal im Jahr gegen " die Parasiten / die Würmer" .....

Ein Steigerung dieser Verallgemeinerung fand sich schließlich in der Anwendung von schwachen oder kleinen Entwurmungen und den starken oder großen Entwurmungen. Gemeint ist damit lediglich entweder die Verwednung eines Einzelpräparates oder die Verwendung eines Einzelpräparates vermischt mit Praziquantel zur Behandlung gegen Bandwürmer.

Die Resistenzen entwickelten sich einerseits dadurch, da sehr oft entsprechend dem oben beschriebenen 4x pro Jahr Intervall Pferde entwurmt wurden, obwohl diese gar keine oder nur sehr geringe, nicht gesundheitsbeeinträchtigende Mengen an Endoparasiten in sich trugen. Zusätzlich führten die häufigen Rotationsanwendungen von Entwurmungswirkstoffen zusätzlich zur Verschnellung der Resistenzlage. Ähnliches ist in der Humanmedizin unter dem Begriff Antibiotikaresistenzen bekannt.

Die derzeit einzige, wissenschaftlich erprobte Endoparasitenkontrolle und ein dazugehöriges Management der Pferde bietet derzeit die Methode der Selektiven Entwurmung.

Hier werden Pferde vorab überprüft, ob eine Entwurmung überhaupt notwendig ist. Sollte dies nicht notwendig sein zu diesem Zeitpunkt, dann wird das Pferd zwar zu diesem Zeitpunkt nicht entwurmt....aber es wird nach einem definierten Zeitabstand erneut untersucht. Sollte ein Pferd einen gesundheitsbeeinträchtigenden Befall mit einem bestimmten Endoparasiten zu dem Untersuchungszeitpunkt haben, so wird dagegen mit einem definierten Wirkstoff behandelt ( entwurmt ) und, ganz wichtig!, 14 Tage nach der Behandlung erneut durch eine spezielle Kotprobenuntersuchung überprüft, ob das verwendete Mittel auch wirksam war ( und eben nicht Teil-/ resistent ).

Bekannte Endoparasiten beim Pferd:

Kleine Strongyliden Spulwürmer Bandwürmer Große Strongyliden Pfriemenschwänze ( Oxyuren ) Zwergfadenwurm ( Strongyloides westeri ) Magendasseln Leberegel Lungenwûrmer

Derzeit noch bekannte und wirksame Pferde Entwurmungs Wirkstoffgruppen und Wirkstoffe/Präparate:

Einzel - Präparate: Benzimidazole zB. Panacur, etc. Tetrahydropyremidin zB Banminth, Verminal P, etc. Makrozyklisches Lakton a) Ivermectin. zB Eraquell, Ivomec P, Diapec P, etc.. Makrozyklisches Lakton b) Moxidectin zB Equest Gel Praziquantel zB Droncit orales Gel

Kombinationspräparate: Makrozyklisches Lakton Ivermectin + Praziquantel zB Equimax Makrozyklisches Lakton Moxidectin + Praziquantel zB Equest Pramox