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Equines Sarkoid

Aus Pferdewiki

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Was ist ein equines Sarkoid?

Das equine Sarkoid ist der am häufigsten vorkommende Hauttumor bei Pferden (eine Bindegewebsgeschwulst , welche jedoch nur äußerlich ist und keine inneren Organe angreift. Über 40% der Pferde haben diesen Virus in sich und dies ist unabhängig von Farbe, Rasse oder Geschlecht! Nicht bei jedem Pferd kommt es zum Ausbruch der Krankheit. Die Erreger sind hierbei die Bovinen Papillomviren I und II (=virale Erreger von Rinderwarzen), denen eine genetische Prädispostion bei der Entstehung des equines Sarkoids nachgewiesen wurde. Eintrittspforten sind kleinste Hautwunden. Durch den Nachweis eines „Sarkoid-Anfälligkeits Genes“, welches an das MHC Major Histocompatibility Complex-Allel gebunden ist, gilt u.a. eine genetische Prädisposition als erwiesen (Broström 1995). Equine Sarkoide sind immer gutartige Tumore der Haut. Sie metastieren nicht nach innen, werden aber teilweise als semimaligne Tumore bezeichet, das sie nach Verletztungen rasant wachsen können und zu starker postoperativer Rezidivbildung neigen.

Equine Sarkoide treten bevorzugt an dünn behäuteten und wenig behaarten Stellen auf, insbesondere an der Innenseite der Oberschenkel sowie an Gesicht, Augenlidern und Ohren.

Wie entsteht ein equines Sarkoid?

Bovines Papilloma-Virus I und II, evt. bei Pferden mit Rinderkontakt, Eintrittspforten sind kleinste Hautwunden. Meist sind die Tiere zwischen 3 u. 7 Jahren alt, bei denen der Hauttumor festgestellt wird.

Verschiedene Sarkoidtypen

Klassifizierung der Tyen kann unterschiedlich sein s.u.

Typ I – Okkultes Sarkoid (flach, versteckt, unter der Haut) Klar umgrenzte, haarlose Fläche mit grauer Oberfläche; die obere Hautschicht ist schuppig. Wenn es gereizt (OP!) wird, kann es zu verrukösen, nodularen oder fibroplastischen Formen wechseln. Kann wachsen, oder für Monate oder Jahre gleich groß bleiben. Manche dieser Sarkoide entwickeln mehrere Knoten oder eine Verdickung der Hornschicht mit starker Schuppenbildung (siehe Typ II)

ist praktisch der Beginn eines Sarkoides, es befindet sich noch unter der Haut, ist geschlossen und noch nicht knubbelig, einfach eine leicht sichtbare Hautveränderung, wir nennen sie gerne Plattensarkoide

Typ II – Warzenartiges Sarkoid (in u. auf der Haut) Sichtbare, flache Regionen, in denen sich die Hornschicht verdickt (Hyperkeratosis) und schuppen kann, häufig mit Warzen verwechselt. An Stellen, wo die Haut dünn ist (z.B. am Kopf) nicht so markant. Wächst langsam, aber kann nach Reizung oder Behandlung granulös werden und eine aggressivere Form annehmen.

entsteht nun wenn Typ 1 zum wachsen beginnt und sich über die Haut hebt, entweder als Warze oder großflächige Beule, aber noch geschlossen ist.

Typ III – Fibroplastisches Sarkoid aufgebrochene, aktive Sarkoide (in und unter der Haut) Aggressiver in Erscheinung und Entwicklung. Kleine Läsionen häufig ulzeriert (geschwürartig) und rot oder rosa. Kann schnell wachsen oder statisch bleiben, mit Phasen, in denen es besser zu werden scheint. Gut durchblutet und schnell zum Bluten neigend. Entsteht aus anderen Sarkoiden, die gereizt werden; oder nach Verletzungen. Jeder Versuch, sie chirurgisch zu entfernen, wird gefolgt von vermehrt aggressivem Wachstum und tumorartiger Masse.

dies sind dann alle Sarkoide, die aktiv werden und aufgehen, bluten und eitern

Typ IV – Knotiges Sarkoid (nodulares Sarkoid /Knubbel unter der Haut, vollständig unter der Haut) Dichte Knoten unter der Haut. Die Haut kann dort dünner und durchscheinend sein, ist aber meist normal. Der Knoten lässt sich ein wenig verschieben. Kann durch die Haut brechen und verändert sich dann zur fibroplastischen Form. Kommt meistens in Regionen vor, in denen die Haut dünner ist: Am Kopf, besonders Lippen und Augenlider, Genitalregion. Generell gutartiger und besser chirurgisch behandelbar.

über diesen Sarkoiden ist gesunde Haut, manchmal sogar mit Fell, die Knoten wachsen unter der Haut, brechen diese auf, hat man wieder Typ 3


Typ V – Gemischter Typus Große, breite gemischte Sarkoide, die aus den okkulten, warzenartigen oder knotigen entstanden sind und zu fibroplastischen Formen geworden sein können.

sind zum Beispiel geschlossene Plattensarkoide, aus denen einen Warze wächst, die geschlossen ist und daneben eine die aufgeht


Type VI – Malevolentes Sarkoid Teilweise aggressives fibroplastisches Sarkoid. Häufig an Kopf oder Ellenbogenregion. Verteilt sich über die Lymphbahnen im Körper und erzeugt so viele Knoten und fibroplastische Gewächse.

meist nach erfolglosen Operationen, wenn das operierte Sarkoid rasend schnell nachwächst und blutig, offen ist, teilweise entstehen zum gleichen Zeitpunkt mehrere neue Sarkoide

weitere Einteilung:

VERRUCÖSE SARKOIDE ( wie Dornwarzen) Typischerweise sind sie Golfball-grosse, trockene Gebilde unter der Haut. Sie befinden sich häufig am Kopf, Bust- und Schultergegend und peripher an den Gliedmassen. Die Haut darüber ist meist haarlos. Typ 4


FIBROBLASTISCHE SARKOIDE (Fibroblast, das Bindegewebe betreffend) Wenn ein verrucöses Sarkoid zu gross wird und sich teilt oder mechanisch beschädigt wird, wandelt es sich in diese Form. Dabei kommt es zu massivem Größenwachstum, bis zu Fussballdurchmesser, die häufig zu Blutungen neigen. Die Folgen sind Ulceration, Irritation (z.B. durch Fliegen) und daraufhin lokale Infektionen. Typ 3


OKKULTE SARKOIDE ( Okkult =versteckt) Diese sind die abgeflachte Form der Sarcoide, die sich bei Beschädigung auch zu fibroblastischen wandeln können. Lokalisation ebenfalls am Kopf, seitliche Brustwand, Unterbauch und distale Extremitäten. Sie neigen nicht zu Metastasen, können aber lokal invasiv sein. Typ 1

NODULARE SARKOIDE (knötchenörmig) SESSILE SARKOIDE (großflächig) GRANULÖSE SARKOIDE (mit bloßem Auge sichtbare Bildung einer feinen, rötlichen Hügelstruktur auf Tumoren) ULZERIERTES SARKOID (geschwüriges, blumenkohlartig, offen) VERRUCÖSES SARKOID (trocken, geschlossen) MALEVOLENTES SARKOID(bösartig, schnell wachsend)

nach Ragland (1970)Typ 1 verrukös Typ 2 fibroplastisch Typ 3 Mischtyp

Pascoe und Summers (1985) beschreiben Typ 4, der sich durch ein langsames Wachstum auszeichnet, es handelt sich um 5-15mm große haarlose Hautstellen mit einem oder mehreren kleinen Knoten.

nach Tarwid (1985) Typ 1 verrukös, warzenartig mit trockener, keratinisierter Oberfläche Typ 2 fibroplastisch, derbe fibrinose Knoten in der Dermis mit nekrotische Oberfläche und Blutungsneigung Typ 3 Mischtyp Typ 4 okkult verdickte Haut mit rauer Oberfläche, teilweise haarlos

nach Diehl (1987) Typ 1 flach, haarlos Typ 2 verrukös, erhaben, breite Basis Typ 3 subkutan, gut abgrenzbarer Knoten darüber intakte Haut Typ 4 knotig erhaben, Basis breit oder gestielt, ulzerierende Oberfläche

dann Teifke (1994) Typ 1 verrukös, warzenartig mit krustiger, ulzerierender Oberfläche Typ 2 fibroblastisch, von intakter Haut bedeckt, demnach subkutan liegender Knoten Typ 3 Mischtyp

und hier auf englisch die neuste Einteilung nach Prof. Knottenbelt http://pcwww.liv.ac.uk/sarcoid/question4.htm mit Bildern

erste Symptome

Hautveränderung, entweder eine kreisrunde, schuppige Stelle oder eine kleine Warze, wobei diese über der Haut liegen kann oder als Knötchen unter der Haut.

Wann tritt es auf?

Meist sind die Tiere zwischen 3-7 Jahre alt, bei denen der Hauttumor festgestellt wird. In einigen Abhandlungen wird geschrieben, daß ein Auslöser wie Infekte, eine lange Krankheit oder schlechte Haltung die Ursache sein kann. Teilweise wird beobachtet, daß in Stress-Zeiten oder nach Impfungen die Sarkoide aktiver werden.


Sind Sarkoide ansteckend?

Umstritten ist, ob Sarkoide ansteckend sind. Eine Übertragung durch stechende Insekten wird auch nicht ausgeschlossen. Jedoch konnten bisher keine Pferde künstlich, durch Übertragung von infiziertem Blut zur Sarkoidbildung gebracht werden. Mittlerweile ist man der Überzeugung, daß eine genetische Grundveranlagung vorhanden sein muß, daß der Virus zum Ausbruch kommt.


Welche Tiere sind betroffen?

Pferde, Ponys, Esel und Maultiere


Welche Auswirkungen kann das equine Sarkoid haben?

Das equines Sarkoid stellt nicht nur ein kosmetisches Problem dar, sondern kann je nach Ausdehnung oder Ort des Befalls bis zur 'Unbrauchbarkeit' des Tieres führen. Es tritt häufig an Gliedermassen, Gurtlagen, Kopf (Augenregion, Nüstern, Ohren) und Unterleib auf. Ebenfalls gefährdet sind Narbengewebe, wobei Sarkoide nach 3-8 Monaten der Wundheilung auftreten.


Gibt es ähnliche Hautveränderungen?

Um welchen Hauttumor es sich handelt, kann nur der Tierarzt feststellen. Dazu wird mittels Biopsie eine Gewebeprobe entnommen und an Labor geschickt. Nur durch *anschauen* kann auch kein Tierarzt den Unterschied feststellen. Problem hierbei ist, das dadurch der Tumor gereizt wird und mit vermehrtem Wachstum reagieren kann.

Generell wird das Papillom und das Sarkoid durch zweierlei Viren ausgelöst und sind daher virale Hauttumore. Die anderen Tumore werden nicht durch Viren ausgelöst. Papillomaviren können aber auch vorhanden sein, ohne das es zu einem Tumor- o. Warzenwachstum kommt.

Generell kann man etwas nach dem Alter des Pferdes gehen, beim Auftauchen der ersten Hautveränderung:


Equines Papillom (Fohlenwarzen)

Das equine Papillomvirus (EPV) - Pferdewarzenvirus verursacht beim Pferd kleine, grau bis rosa erscheinende, blumenkohlartige, meist gestielte Warzen an der Haut. Betroffen sind überwiegend das Maul, die Augenlider und die Ohren, selten Gliedmaßen und Körper. Es erkranken bevorzugt junge Pferde im Alter zwischen 6 Monaten und 3 Jahren. Gutartiger Verlauf, in der Regel nach 2-3 Monaten Spontanheilung! Nach überstandener Erkrankung haben Tiere lebenslange Immunität Papillome sind ansteckend, die Übertragung erfolgt durch Kontakt vorgeschädigter Haut mit kontaminiertem Putzzeug oder tierärztlichen Instrumenten. Auch stechende Insekten können den Papillomvirus übertragen.


Karzinom, Sarkom (bösartiger Tumor)

Meist erkranken ältere Tiere zwischen 10 u. 18 Jahren, bösartiger Verlauf, meist an dünnbehäuteten Stellen die der Sonne ausgesetzt sind. Schnelles Wachstum.

Melanom (Schimmelkrebs)

Melanome sind tiefschwarze haarlose Knoten, die in den Zellen gebildet werden, die für die Bildung des Hauptpigments Melanin verantwortlich sind. Dieses Pigment färbt die Pferdehaut schwarz, weswegen Melanome schwarz sind. Bei befallen Pferden findet eine Überproduktion von Melanin statt. Bisher steht lediglich fest, das genetische Ursachen eine Rolle spielen, was dadurch bestätigt wird, dass Melanome vorwiegend bei älteren Schimmeln auftreten, was nicht heisst, dass sie nicht auch vereinzelt bei Pferden mit anderer Fellfarbe vorkommen können.

Die Gefährlichkeit besteht einerseits im raschen Wachstum, andererseits in der hohen Neigung, bereits zu sehr frühen Phasen Metastasen zu setzen.


Auraler Plaque (weiße Krusten in den Ohren)

Beim auralen Plaque zeigen sich mehrere kleine, weiße, depigmentierte Warzen oder Plaques an der Innenfläche der Ohrmuschel. Diese können in jedem Alter auftreten und sind sehr unangenehm für das Pferd. Spontane Heilung wird jedoch nicht beobachtet. Es wird angenommen, daß der aurale Plaque nicht durch das equine Papillomvirus verursacht wird, sondern daß es sich dabei um eine Sonderform des equinen Sarkoids handelt. Auraler Plaque tritt häufig in Verbindung mit anderen Sarkoidformen auf. Als Überträger des Virus wird u.a. die Kriebelmücke genannt.


Differentialdiagnosen:

Okkultes Sarkoid Klinik: haarlose, rauhe, leicht hyperkeratotische Hautveränderungen. Prädilektionsstellen an Kopf, Hals und Schenkelinnenfläche. Wachstum: langsam Differentialdiagnose: Dermatomykose, Verbrennungen, traumatische Hautveränderungen Besonderheit: das okkulte Sarkoid kann durch eine Traumatisierung in aggressivere Formen (verrukös oder fibroblastisch) übergehen. Diese Besonderheit wird als Fibroblastenproliferation bezeichnet.

Verruköses Sarkoid Klinik: Hautoberfläche grau (asbestartig) mit warzenartigen Veränderungen. Läsionen gestielt oder sessil. Große Ulzerationsneigung und Krustenbildung. Wachstum: ohne Traumatisierung wenig aggressiv, langsam Differentialdiagnose: equine Papillomatose, Plattenepithelkarzinom

Noduläres Sarkoid Klinik: solide subkutane oder intrakutane Knoten unterschiedlicher Größe. Prädelektionsstellen an Augenlid und Innenschenkel. Wachstum: unterschiedlich Differentialdiagnose: Fibrom, Neurofibrom, Melanom, Dermoidzysten, eosinophiles Granulom (noduläre Nekrobiose)

Fibroblastisches Sarkoid Klinik: fleischartiges Aussehen mit häufig feuchter, blutiger Oberfläche. Wachstum: schnell und unkontrolliert Besonderheit: geht meist aus anderen Sarkoidformen oder Hautwunden hervor Differentialdiagnose: Hypergranulationsgewebe, kutane Habronematose, Plattenepithelkarzinom, Botryomykose

Malevolentes Sarkoid Klinik: wächst infiltrativ in die Lymphbahn ein, wodurch die betroffene Hautpartie strangartig und knotig verdickt erscheint. Wachstum: aggressiv, infiltrativ Differentialdiagnose: Lymphangitis, Lymphom, Lymphosarkom

Gemischtes Sarkoid Klinik: besteht aus den Merkmalen zweier Sarkoidformen, da eine Form durch Traumatisierung in eine andere übergeht. Wachstum: wenig aggressiv Differentialdiagnose: andere Sarkoidformen

Das klinische Erscheinungsbild lässt nur eine Verdachtsdiagnose zu, die Abklärung kann nur histopathologisch erfolgen. Die dazu notwendige Gewebsentnahme sollte durch eine Exzisionsbiopsie zum frühstmöglichen Zeitpunkt erfolgen. Die Traumatisierung der Tumoren ist nach Möglichkeit zu vermeiden, da eine Tendenz zur Tumoraktivierung besteht.

Behandlungsmöglichkeiten

  • chirurgische Entfernung: non-touch , CO2-Laser
    • Nachteil non touch: Blutungen, dadurch Reinfektionen!, Nahtdehiszens (Spaltlinien der Haut beachten) + oft Rezidive
  • Iridium-Spickung (in die Haut implantierte Iridiumteilchen sollen Tumorwachstum hemmen bzw. zurückdrängen)
  • Imunstimulation mit BCG-Vakzinen (Mycobakterium bovis)
  • Cytostatika
  • Cryotherapie

Bei der Chirurgischen Entfernung eines Sarkoids muss darauf geachtet werden, den Tumor grossräumig zu entfernen. Ein Abstand von mindestens 20 mm zu jedem sichtbaren Teil des Tumors muss unbedingt eingehalten werden, da in diesem Bereich noch immer genetisches Material der BHV gefunden wird. Es ist des weiteren darauf zu achten, die Wunden nicht durch infiziertes Operationsmaterial erneut zu infizieren.

Behandlungsmethoden gibt es noch unzählige weitere, dabei kommt es aber immer auf Größe und Art des Sarkoides an, ob diese wirksam sind.

am gängisten sind:

  • vereisen, abbinden
  • unterspritzen mit BCG, Cisplatin, Formalin, Fluorouacil
  • Tumorvakzine
  • Horvi Reintoxine
  • Misteltherapie/ Iscador
  • Camrosa, Aromansi, Hermosan Salbe
  • Zovirax, Zahnpasta (Selgine-Meridol), Thuja, Propolis ....
  • Aldara, Efidux, Liverpoolcreme


In den USA wird seit längerer Zeit das pflanzliche Präparat XXTERRA™ zur wirksamen Behandlung equiner Sarkoide kommerziell vertrieben und es wird von Erfolgsquoten von mehr als 95% berichtet (Larson Laboratories, Inc., Fort Collins, CO; http://www.vetlineequine.com).